Wettbewerbsfähigkeit von KMU stärken

Juliane Kluge • 29. März 2022

Dr. Oliver Kempkes, Vorsitzender der IFL, im Gespräch über die Relevanz von gemeinschaftlicher Forschung für KMU und Forschungsschwerpunkte in der Intralogistikbranche.

Herr Dr. Kempkes, Ihr Unternehmen Kuli Hebezeuge, ist von Anfang an Mitglied der IFL, seit 2008 sind Sie persönlich auch im Vorstand aktiv und seit 2020 Vorsitzender. Warum ist diese Form der Gemeinschaftsforschung aus Ihrer Sicht so wichtig?

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind meist strukturell nicht in der Lage, eigene Forschungsabteilungen zu betreiben oder Forschungsaufträge zu finanzieren, die der Produktentwicklung vorgelagert sind. Doch auch diese Unternehmen wollen wettbewerbsfähig bleiben, neue Technologien erschließen und Trends im Auge haben. Aus diesen Gründen ist es für KMU absolut sinnvoll, sich zusammenzuschließen und gemeinsam vorwettbewerblich zu forschen – so wie eben in der IFL, deren Schwerpunkt auf Gemeinschaftsforschung für die Intralogistikbranche liegt.

Öffentliche Forschungsgelder beantragen IFL-Mitglieder in Zusammenarbeit mit den forschenden Instituten über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen e. V. (AiF). Das ist der größte Hebel, um Forschungsaufgaben finanzieren zu können. Darüber hinaus ist die IFL aufgrund ihrer Mitgliedsbeiträge in der Lage, eigene Forschungsaufträge und Studien schneller zu vergeben. Dies tut sie etwa, um schneller auf Trends zu reagieren, auf die sich die KMU frühzeitig einstellen wollen. So profitieren die Mitglieder auf zweierlei Weise: Aufwand und Kosten bleiben für sie überschaubar.

Welche Projekte laufen aktuell in der IFL?

Aktuell befasst sich die IFL mit rund 13 laufenden Forschungsprojekten. Das Spektrum reicht von Optimierungen des Energiebedarfs über innovative Transportkonzepte mit Drohnen, den Einsatz von Augmented und Virtual Reality bis hin zur klassischen Fördertechnik und der Optimierung von mechanischen Komponenten.

In welchen Bereichen der Intralogistik sehen Sie aktuell den größten Forschungsbedarf?

Wir decken mit der IFL alle wesentlichen Produktbereiche der Intralogistik ab: von Flurförderzeugen und FTS über Lagertechnik, Stetigförderer und Krane bis hin zu Drohnen. Interessant sind in der vorwettbewerblichen Gemeinschaftsforschung vor allem Themen, von denen mehrere Produktgruppen profitieren wie z.B. bei Schnittstellendefinitionen, der Kollaboration von Maschinen untereinander oder von Maschinen mit Menschen, im Bereich Sensorik oder auch bei der Optimierung häufig eingesetzter Komponenten wie Seile und Laufräder.

Welche Technologiethemen werden die IFL aus Ihrer Sicht in Zukunft prägen?

Die IFL führt aus eigenen Mitteln bereits seit 2009 Trendstudien durch, um aus den Megatrends die für die Branche relevanten Technologiethemen zu ermitteln und gezielt zu fördern. Die Bedeutung von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz wird weiter zunehmen. Dabei bleiben aber bestehende Schwerpunkte wie Energieeffizienz und ökologische Nachhaltigkeit sicher auch weiterhin sehr aktuell.

Wie können Unternehmen Mitglied in der IFL werden?

Mitgliedsberechtigt in der IFL sind grundsätzlich alle VDMA-Mitgliedsunternehmen. Der IFL-Aufnahmeantrag sowie die Beitragsmodalitäten können bei Selina Hartmann oder Johannes Rehner im VDMA angefragt werden.

Wir freuen uns sehr über weitere Mitglieder. Schließlich bringt jedes Unternehmen neue Perspektiven und Ansätze für Intralogistik-Forschungsprojekte mit.

9. September 2025
Geleitet wurde die Sitzung durch den Vorsitzenden Dr.-Ing. Oliver Kempkes, Geschäftsführer der KULI Hebezeuge - Helmut Kempkes GmbH. Herr Ralf Wetegrove, Head of Advanced Technologies bei der Jungheinrich AG, wurde einstimmig in seinem Amt als stellvertretender Vorsitzender bestätigt. Nach langjähriger erfolgreicher Mitarbeit im Vorstand und als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats hat sich Dr. Joachim Tödter, Director Technology & Innovation bei der KION Group AG, entschieden, nicht erneut zu kandidieren. Als Nachfolger wurde Dr. Johannes Hinckeldeyn, Director of Advanced Core Technologies bei der KION Group AG, vorgeschlagen und einstimmig in den Vorstand gewählt. Darüber hinaus übernimmt Dr. Hinckeldeyn auch den Vorsitz des Wissenschaftlichen Beirats. Die IFL freut sich, mit ihm einen erfahrenen Experten für beide Schlüsselpositionen gewonnen zu haben. Die IFL bedankt sich herzlich bei Dr. Tödter für sein langjähriges Engagement und seine wegweisenden Beiträge zur Forschungsgemeinschaft. Sein Einsatz hat die IFL entscheidend geprägt und die industrienahe Forschung im Bereich der deutschen Intralogistik vorangebracht. Im Rahmen der Versammlung wurde zudem Herr Nils Ziebach, VDMA e.V., zum stellvertretenden Geschäftsführer der IFL benannt. Mit dieser Personalie wird die operative Führung der Forschungsgemeinschaft weiter gestärkt. Neue Mitglieder willkommen! Die IFL freut sich jederzeit über neue Mitglieder – insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus dem Bereich Intralogistik und Fördertechnik, die Interesse an praxisnaher Forschung und innovativen Entwicklungen haben. Eine Mitgliedschaft bietet Zugang zu einem starken Netzwerk aus Industrie und Wissenschaft sowie die Möglichkeit, eigene Ideen in geförderte Forschungsprojekte einzubringen und einen Innovationsvorsprung zu erhalten. 40. Sitzung des Wissenschaftlichen Beirats Ebenfalls am 9. September 2025 fand die 40. Sitzung des Wissenschaftlichen Beirats der Forschungsgemeinschaft Intralogistik / Fördertechnik und Logistiksysteme e.V. (IFL) im VDMA-Haus in Frankfurt am Main statt. In dieser Sitzung werden aussichtsreiche Projektvorschläge für die industrienahe vorwettbewerbliche Forschung vorgestellt und durch den Beirat bewertet. Die Sitzung wurde erstmals vom neuen Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats, Dr. Hinckeldeyn, geleitet, der die anwesenden Mitglieder sowie die Vertreter der Universitäten und Forschungsinstitute herzlich begrüßte. Nils Ziebach, stellvertretender Geschäftsführer der IFL, präsentierte einen kompakten Überblick über die laufenden Forschungsprojekte sowie die eingereichten Projektanträge im Zeitraum von Februar bis September 2025. Prof. Dr. Thorsten Schmidt (TU Dresden) eröffnete den wissenschaftlichen Austausch mit einem Projektstatusbericht zum Projekt fricSIM – einem interaktiven Berechnungs-, Optimierungs- und Simulations-Werkzeug für kombinierte Reibungs- und Elastizitätsanwendungen in der Fördertechnik. Dieses Projekt wird ein Werkzeug liefern, das eine viel genauere Aussage über die Seilreibung treffen kann, als dies durch traditionelle Methoden auf Basis der Euler-Eytelwein-Formel möglich ist. Im Anschluss wurden mehrere neue Projektskizzen vorgestellt und diskutiert. Die Sitzung schloss mit dem Hinweis auf die nächste Zusammenkunft des Wissenschaftlichen Beirats am 4. Februar 2026. Projektskizzen mit Forschungsschwerpunkt Intralogistik können von Hochschulen und Forschungsinstituten bis spätestens Freitag, 7. November 2025 bei Selina Hartmann (selina.hartmann@vdma.eu) eingereicht werden.
von Juliane Kluge 22. April 2024
22.04.2024 Mit M2X ist kürzlich ein Forschungsprojekt der IFL gestartet, bei dem eine Schnittstellenspezifikation für Fahrerlose Transportsysteme (FTS) und ihre Umgebung erarbeitet werden sollen.